Schüler, Jäger und Naturschützer eröffnen die Endgestaltung des stark erweiterten Reservates „Burstel" in Möhlin mit der Pflanzung einer 500 m langen Hecke
Spatenstiche verheissen in der Regel nichts Gutes für die Natur. Meist geht ein Stück davon an die Bauzone verloren. Die kürzlich erfolgten Spatenstiche im Burstel hingegen, dienten dem Bau einer prächtigen Wildhecke um die ehemalige Kiesgrube. Unter der Führung des Vereins für Natur und Vogelschutz und mit tatkräftiger Unterstützung mehrerer Schulklassen und Jägern aus drei umliegenden Revieren, wurden über 1200 einheimische Sträucher sorgfältig angepflanzt. Spatenstiche also einmal für ein Stück Natur! Es war der Startschuss für weitergehende ökologische Aufwertungsmassnahmen im vergrösserten Reservat.
Rückhaltebecken und Reservat von kantonaler Bedeutung
Die teilweise Auffüllung der ehemalige Kiesgrube im Nordosten Möhlins wurde Ende Jahr abgeschlossen und bezweckt nun zwei Dinge: Einerseits dient die Grube als Rückhaltebecken, um die Wassermassen des Möhliner Feldes nach heftigen Regenfällen aufzunehmen, andererseits als Kernzone eines Naturschutzgebietes von neuerdings kantonaler Bedeutung. Die Planung und Betreuung des grösstenteils auf Gemeindeland liegenden Reservates liegt in den Händen des Vereins für Natur- und Vogelschutz Möhlin (VNVM). Unterstützung bei grösseren Pflegearbeiten erhält der Verein durch das Forstamt der Gemeinde.
Wildrosen-Lehrpfad und noch Vieles mehr
1200 Sträucher wurden in den vergangenen Tagen als natürliche Abgrenzung um das Reservat gepflanzt, darunter alle im Aargau vorkommenden 15 Wildrosenarten. Daneben besticht der Heckensaum durch eine ausserordentliche Artenvielfalt. So findet man neben den „klassischen" Heckensträuchern heimische Raritäten wie Pimpernuss, Strauchwicke, Wildbirne, Flatterulme oder Speierling, sowie 9 verschiedene Weidenarten. Kaum irgendwo findet man Heckensträucher in einem solchen Reichtum! Alle Pflanzen können bequem vom Weg aus betrachtet werden, weshalb sich der Heckengürtel ideal als Lehrpfad eignet. Innseitig der Hecke wird eine blumenreiche Trockenwiesenmischung angesät. Der Rest des Areals aber wird ausser einer grossen Kiesfläche und verschiedenen Tümpeln der Spontanvegetation überlassen. Einzig wuchernde Neophyten wie Goldrute oder Sommerflieder will man gar nicht erst aufkommen lassen.
Grosser Dank an Schulklassen und Jäger.
Dank dem grossen Einsatz verschiedener Schulklassen und vieler Jäger konnten die Pflanzarbeiten zügig erledigt werden. Auch wenn das Wetter sich nicht immer von der besten Seite zeigte, fehlte bei den Schülern und Jägern niemand. Für den VNVM ist es wichtig auf eine gute Zusammenarbeit mit der Schule und den Jägern bauen zu können. Die gemeinsamen Aktionen zwischen Naturschutz und der Jagd soll zukünftig noch ausgebaut werden, stehen doch beide Organisationen für eine intakte Natur ein.
Unkenrufe und Gottesanbeterinnen
Was gibt es denn Besonderes zu sehen im Burstel? In erster Linie versucht der VNVM stark bedrohte Amphibienarten mit speziellen Lebensraumansprüchen zu fördern. Es sind dies vor allem sogenannte Pionierarten, welche ursprünglich in immer wieder neu gestalteten, kiesigen Flächen von Flussauen leben. Bereits anwesend in stattlicher Zahl ist die Gelbbauchunke. Weiter erwartet werden können die hoch gefährdeten Arten Kreuz- und Geburtshelferkröte. Daneben ist die ehemalige Kiesgrube jetzt schon Eldorado für wärmeliebende Insektenarten. Gottesanbeterin, Blauflügelige Sandschrecke, Weinhähnchen und zahlreiche Libellenarten sind anwesend. Auch nicht alltägliche Vogelarten werden sich im Gebiet ansiedeln, der dornenliebende Neuntöter ist schon da. Kommt gar der Eisvogel ?
Der VNVM am Ziel der Träume .... und die Bevölkerung ?
Mit dem Grossreservat Burstel erfüllt sich ein Traum des VNVM, hat er sich doch seit rund zwanzig Jahren um den Schutz dieses Gebiets bemüht. Der Verein engagiert sich aber nicht nur ideell, sondern auch finanziell stark, und entlastet so die Gemeinde beträchtlich. Dass nun auch der Kanton den Wert des ruhig gelegenen Fleckens erkennt und sich an den Kosten beteiligt, unterstreicht die Bedeutung dieses hochkarätigen Gebietes. Zusammen mit den umliegenden naturnahen Flächen und dem Korridor durch das idyllische Bärental ins Zentrum des Möhliner Feldes, ist eine naturnahe Fläche von gegen 10 Hektaren entstanden. Während der dorfseits gelegene ältere Teil des Reservates für die Öffentlichkeit und Schulen jederzeit zugänglich ist, soll die neue Kernzone geschützt bleiben und ganz der Natur überlassen werden. Ein Beobachtungs-Versteck mit Blick auf den Teich sowie verschiedene Informationstafeln werden die Attraktivität für die Bevölkerung erhöhen. Auf regelmässigen Führungen des VNVM werden die oft getarnten Seltenheiten interessierten Personen vorgestellt.
An dieser Stelle möchte sich der VNVM bei allen Beteiligten für die Unterstützung ganz herzlich bedanken. Die Natur schliesst sich diesem Dank bestimmt an!