Breitsee

41a Breitsee UHU reduziertDer Breitsee bietet vielen spezialisierten Pflanzen und Pflanzengesellschaften Lebensraum  Foto Urs Hungerbühler

Geologie

Der Breitsee liegt im Oberforst am Ende des Möhliner Feldes, dort wo die grosse Lössdecke mit geringem Gefälle in den steilen Erosionshang der Hochterrasse übergeht. Die ca. 200x300 m messende Lössmulde entstand während den Eiszeiten. Beim Breitsee dürfte es sich um eines der ältesten Torffossilien handeln, zumal der Norden des Kantons Aargau am Ende der Eiszeiten eisfrei war. Der Löss misst an der dünnsten Stelle 3,3 m, das darauf gelagerte Torfmoor maximal 80 cm.

Breitsee Luftaufnahme 2021 vlcsnap 2021 06 28 20h06m07s442Breitsee Luftaufnahme 2021

Geschichte
Über die lange Zeit bis 1827 weiss man wenig. Man weiss aber einiges über die Pflanzen und über die Bewaldung der damaligen Zeit. Auch weiss man, dass der Breitsee nie ein See, sondern lediglich ein Sumpf war. Viele dieser Informationen stammen aus einer 1930 von H. Härri aus Seengen verfassten Arbeit mit dem Titel "Löss- und Pollenanalytische Untersuchungen am Breitsee". 1827 begann die Zerstörung durch Anlegen von Entwässerungsgräben und anschliessender Bepflanzung mit Rottannen und Birken. 1858 wurde das Gebiet vom Kanton Aargau gekauft und von 1868-1872 parzellenweise abgeholzt.
Auf Initiative des Natur- und Vogelschutzvereins mit dem sehr aktiven Präsidenten E. Diethelm kam es 1968 zum Kahlschlag des Gebietes und Verschluss des Abflusskanals, was sich als nicht ganz einfach erwies. Mit einem zweiten Einsatz und insgesamt 12 Lastwagenladungen Lehm gelang es schliesslich, den See zu dichten. Seither ist der Breitsee immer mit Wasser gefüllt. Die fortschreitende Verlandung mit Ausbreitung vor allem der Knäuelsimse führte 1976 nach einem trockenen Sommer zur ersten Breitseesanierung, bei der Bagger mit Moorraupen zum Einsatz kamen, um die obersten Schichten abzutragen und eine offene Wasserfläche von 30 a herzustellen.
Trotz regelmässiger Pflegemassnahmen im Winter durch den VNVM kam es 1982 zu einer zweiten Breitseesanierung. Seit dem 8.12.86 steht der Breitsee, das einzige Hochmoor im Umkreis von 35 km, offiziell unter kantonalem Schutz.

Flora

Eine einzigartige Tier- und Pflanzenwelt Iässt sich heute bewundern, wobei sich fast sämtliche Pflanzenarten spontan entwickelten. Im nördlichen Abschnitt befindet sich ein Bruchwald mit wenigen Birken und vor allem Schwarzerlen, im südlichen, offeneren Teil überwiegt die Moorvegetation mit Torfmoos, Binsen, Seggen und seit etwa 2010 Rohrkolben, was auf eine Verlandung hindeutet.

Breitsee Erlenbruchwald 2013001
Schwarzerlen-Bruchwald (Alnion glutinosae) Foto Markus Kasper

Breitsee Torfmoos 008Torfmoos (Sphagnum spec.)  Foto Markus Kasper

 Breitsee Fieberklee Möhlin 002Fieberklee (Menyanthes trifoliata)  Foto Markus Kasper

 Vögel
Jede Jahreszeit bietet dem naturinteressierten Besucher immer wieder seltene und spezielle Beobachtungen. So konnte man schon vor 30 Jahren mit viel Glück die damals noch seltenen Wildschweine beobachten, die das Seeufer regelmässig zum Suhlen aufsuchten. Der Fuchs ist im Losshügel am Ostrand als Dauermieter anwesend ebenso wie der Waldkauz, der sich interessanterweise teilweise von Fröschen zu ernähren scheint, wie die Futtervorräte bei den Nistkastenkontrollen zeigten. Auch exotische Arten fühlen sich wohl am See, was die erfolgreiche Brut einer Mandarinente im erwähnten Waldkauzenkasten belegt. Regelmässige Brutvögel sind Stockente, Zwergtaucher und Teichhuhn. Unregelmässig brüten die Reiherente und seit 2020 die Kolbenente.  In der nahen Umgebung leben der Schwarzspecht und der Baumfalke, welcher sich gerne von Grosslibellen ernährt. Während des Frühjahres-, Strich- und Herbstzuges rasten häufig Limikolen und mit etwas Glück kann z. B. eine Bekassine am Südostrand beobachtet werden. Im Herbst sind gelegentlich Beutelmeisen an den Rohrkolben zu sehen. Es gibt kaum etwas Schöneres und Erholsameres als ein gemütliches Verweilen am Ufer des Sees und dem Treiben der Vögel zuzuschauen, begleitet vom Konzert der Wasserfrösche, der Singdrossel, des Pirols, der Heckenbraunelle, der Mönchsgrasrnücke und vieler anderer Vogelarten mehr.

SONY DSC                       Zwergtaucher (Tachybaptus ruficollis)  Foto Martin Hohermuth

Breitsee Reiherente mit 2 pulli Breitsee 2013 018 2Reiherente (Aythya fuligula)  Foto Markus Kasper

 

Amphibien

Neben zahlreichen Gras- und Wasserfröschen haben sich auch einige seltene Amphibienarten angesiedelt. So ist nach jahrzehntelanger Abwesenheit der Laubfrosch zurückgekehrt und belebt das Moor mit seinem ohrenbetäubenden "erp...erp...erp"  im Frühling. Seine Schallblase macht ihn zum lautesten Amphibium der Schweiz. Äusserst selten zeit sich der Teichmolch, ebenfalls auf der Liste der bedrohten Arten der Schweiz.

Breitsee WasserfröscheMai 2009 010Wasserfrösche (Pelophylax)  Foto Markus Kasper

Breitsee Laubfrosch Burstel 2014 005Laubfrosch (Hyla arborea)  Foto Markus Kasper

Reptilien

Neben Eidechsenarten und Blindschleichen kann man mit etwas Glück auch die ungiftige Barren-Ringelnatter antreffen.

Breitsee Ringelnatter Aussetzung Burstel 044Barrenringelnatter (Natrix natrix helvetica)  Foto Markus Kasper

Insekten

Aus der Welt der Insekten gibt es einige Besonderheiten am Breitsee. So kommt hier die, in dieser Region seltene Sumpfschrecke vor. Auch der Birkenspinner (Endromis versicolora) figuriert auf der Roten Liste der bedrohten Arten und kommt in wenigen Exemplaren vor. Zahlreiche Libellen besiedeln den Breitsee, allerdings verhindern die illegal ausgesetzten Fische eine grössere Vielfalt.

Breitsee Sumpfschrecke Breitsee 2023 ausgeschnitten DSC00516Sumpfschrecke (Stethophyma grossum)  Foto Markus Kasper

Zecken und Saga

Gutes Schuhwerk und lange Hosen bieten einen gewissen Schutz vor den häufigen Zecken. Deren rasches Entfernen aus der Haut mindert das Risiko einer der zeckenübertragenen Krankheiten wie Borreliose oder FSME.
Auf jeden Fall ist die Chance, mit Zecken in Kontaktzu kornmen urn einiges grösser, als das Breitseemeitli zu treffen. Ob der See durch die vergossenen Tränen der verschmähten Verlobten entstand, oder ob sich das Meitli durch den Sprung ins Wasser nach dem Tod ihres Burschen das Leben nahm, oder ob es sich gar um einen schrecklichen Mord nach der Hochzeitsfeier mit Versenken der Braut im See handelte, kann nicht mehr sicher gesagt werden. Es gibt sie alle, diese verschiedenen Versionen der Breitseemeitli-Sage (siehe Sagen aus dem FricktaI von T. Fricker und A. Müller). Der Breitsee ist allerdings ein einzigartiges und sagenhaftes Naturschutzgebiet.
Text Hansruedi Böni

 Sagen Fricktal